Der Aufstieg des Krafttrainings bei Millennials und Gen Z
In den letzten zehn Jahren hat sich die Fitnessbranche durch einen klaren Generationswechsel grundlegend verändert. Diese Entwicklung führt nicht nur dazu, dass Studios anders aufgebaut sind, sondern auch, welche Trainingsflächen und Geräte Priorität bekommen. Krafttraining erlebt bei Millennials und Gen Z einen massiven Aufschwung – und das ist weit mehr als ein kurzfristiger Hype. Es ist ein Paradigmenwechsel in der Fitnesskultur. Für Betreiber von Fitnessanlagen ist es entscheidend, diesen Wandel zu verstehen – wer nicht reagiert, verliert den Anschluss.
Warum setzen Millennials und Gen Z auf Krafttraining?
1. Gesundheit neu definiert
Für jüngere Generationen bedeutet „fit sein“ heute mehr als nur Ausdauer oder Gewichtsverlust. Fitness ist für sie ein integraler Bestandteil von mentaler Gesundheit, Langlebigkeit und Alltagstauglichkeit. Krafttraining – ob Olympic Lifting, Powerlifting oder funktionelles Training – passt perfekt dazu. Es macht stark, beugt Verletzungen vor, verbessert die Haltung und liefert messbare Fortschritte, die zielorientierten Menschen wichtig sind.
2. Social Media und Fitness-Influencer
Instagram, TikTok und YouTube haben Krafttraining in den Mainstream gebracht. Influencer teilen ihre PRs, Technik-Videos und Fortschritte – und machen das Gym zur Bühne. Das Laufband ist nicht mehr das Aushängeschild für Fitness. Heute steht die Langhantel im Rampenlicht.
3. Geschlechterrollen lösen sich auf
Längst ist Krafttraining kein Männersport mehr. Vor allem junge Frauen entdecken Powerlifting für sich – und das in Rekordzahlen. Laut Powerlifting in Data ist der Anteil weiblicher Starterinnen bei IPF-Wettkämpfen von 18,4 % (2010) auf 30,9 % (2023) gestiegen. Besonders dynamisch: Frauen zwischen 21 und 25 Jahren mit einem jährlichen Zuwachs von 13,3 %. Bei Männern derselben Altersgruppe lag der Anstieg bei 7,2 %. Auch die 26–30-Jährigen Frauen verzeichnen mit 10,5 % ein starkes Wachstum.
Die Botschaft hat sich von "get skinny" zu "get strong" entwickelt. Und genau das trifft den Nerv der Zeit.
4. Individualität und Flexibilität
Krafttraining ist wandelbar. Ob freie Gewichte, Kettlebells, Rigs oder Körpergewichtsübungen – alles lässt sich an persönliche Ziele und die jeweilige Tagesform anpassen. Für eine Generation, die Selbstbestimmung und Individualität schätzt, ist das essenziell.
Warum Fitnessstudiobetreiber jetzt handeln sollten
Wer sich dieser Entwicklung nicht stellt, verliert genau die Zielgruppe, die heute und in Zukunft für Wachstum sorgt.
1. Millennials und Gen Z sind der Wachstumstreiber
Millennials stellen heute die größte Gruppe unter den Erwachsenen. Gen Z folgt auf dem Fuß, ist im Berufsleben angekommen und gibt zunehmend Geld für Fitness aus. Laut Les Mills Global Consumer Fitness Survey machen beide Generationen – zusammen als „Generation Active“ bezeichnet – 80 % der Studio-Mitglieder aus. Online und App-gestützte Trainingslösungen? Ebenfalls dominanter Anteil mit 89 %. Diese Zielgruppe ist informiert, anspruchsvoll und wählerisch. Sie sucht nicht einfach ein Gym – sie entscheidet bewusst, wo sie trainiert und welcher Community sie beitritt.
2. Die Kundenbindung hängt von der Relevanz ab
Digital Natives mit klaren Vorstellungen: Wenn Studio, Equipment oder Atmosphäre nicht zur eigenen Vision passen, wird gekündigt – ohne Zögern. Millennials und Gen Z erwarten Funktionalität, Ästhetik und Erlebnis. Dunkle, überfüllte Gerätewüsten mit veralteten Maschinen? Für viele ein No-Go. Gefragt sind offene, klar strukturierte Trainingsbereiche mit Raum für verschiedene Trainingsstile.
3. Krafttraining = Socializing
Krafttraining schafft Community: PRs werden gefeiert, Technik wird diskutiert, man wächst gemeinsam. Diese Dynamik fördert die Bindung und macht Studios langfristig erfolgreich. Wer das versteht, schafft bewusst Räume, Programme und Formate, in denen Stärke zelebriert wird – auf der Fläche und digital.
Was Studiobetreiber jetzt konkret tun können
1. Fläche neu denken
Reduzieren Sie den Cardio-Anteil. Cardio bleibt wichtig – aber Spitzenstudios nutzen heute freie Flächen gezielt für Krafttraining:
- Mehrere Squat Racks und Plattformen
- Kurzhantelbereiche, die über das klassische 2,5 - 22,5 kg-Set hinausgehen
- Deadlift-Zonen mit stoßdämpfendem Boden
- Functional-Rigs und Rasenflächen für Schlitten, Kettlebell-Training und Mobility
2. In das richtige Equipment investieren
Ein Universal-Gerätepark reicht nicht mehr. Die neue Generation erwartet: hochwertige Langhanteln, Bumper Plates, Kettlebells, Widerstandsbänder, Plyo-Boxen, verstellbare Bänke. Der Zustand zählt. Rostige Gewichte und brüchige Polster? Klare Minuspunkte.
3. Raum für Kultur schaffen
Nicht nur Fläche, sondern Erlebnis: Zonen für Austausch, offene Raumkonzepte, gezielte Lichtführung – alles trägt zur Atmosphäre bei. Ein modernes Gym ist Trainingsfläche, Treffpunkt und Content-Spot zugleich.
4. Kraftorientierte Kurse anbieten
Barbell Clubs, kleine Gruppenformate, Powerlifting Basics oder Technik-Checks – strukturierte Kraftprogramme holen Neueinsteiger ab und bieten Fortgeschrittenen neue Levels.
5. Qualifiziertes Personal einstellen und schulen
Ihr Team braucht Kompetenz im Kraftbereich: Bewegungsmuster, Progression, Trainingsplanung. Die Mitglieder bringen Wissen mit – und hohe Ansprüche. Wer sie korrekt anleitet, weiterbringt und mitzieht, schafft echten Mehrwert.
6. Digitale Angebote integrieren
Training tracken, Erfolge teilen, Teil der Community sein – auch online. Ob Workout-Apps, Inhouse-Leaderboards oder Social Features im Studio: Wer digital mitdenkt, bleibt relevant.
Die Chance liegt im Wandel
Krafttraining ist kein Hype – es ist das Herzstück moderner Fitness. Der Generationswechsel steht nicht nur für neue Vorlieben, sondern für eine neue Sichtweise auf Gesundheit, Performance und Gemeinschaft. Wer diesen Wandel erkennt und sich anpasst – durch Raumgestaltung, Equipment, Programme und Kultur – kann sein Studio zukunftssicher machen, Mitglieder langfristig binden und eine echte Destination für Kraftsport schaffen.